Ich steuere mal meine bisherigen Erfahrungen von der Produzentensicht bei. Die Initialzündung für mich als QV-Mitarbeiter, Vorlesungen bei uns im WI-Wahlpflichtkatalog auf Video aufzuzeichnen, waren die guten Erfahrungen von der Hochschule Aschaffenburg. Dort habe ich zusammen mit Prof. Wentzel den TERP10-Zertifikatskurs absolviert, der auch aufgezeichnet wurde und den Teilnehmern über Moodle zur Verfügung gestellt wurde. Wir hatten dann den Dozenten, Herrn Schulten, eingeladen, einen Gastvortrag bei uns zu halten, der natürlich auch aufgezeichnet wurde. Das Video kann man sich von meiner Personenseite herunterladen, wenn man sich vorher an der fbi-Website mit dem bekannten fbistudent-Benutzer anmeldet. Dort referiert er in den ersten 20 min. über seine Erfahrungen mit Blended Learning, also die
Anreicherung von Vorlesungen mit Multimediainhalten. Es soll also keineswegs die Vorlesung ersetzt werden.
Ich zeichne mittlerweile selbst auf, z.B. unseren TERP10-Kurs in den vergangenen Sommersemesterferien und natürlich auch den neuen Kurs im Februar. Die Evaluation bestätigt mir das, was hier so geschrieben wird: dass es bei den Studenten gut ankommt und hilft, den Stoff nochmal zu reflektieren und zu wiederholen. Des weiteren zeichne ich die WP-Vorlesung "ERP&ERP2-Systeme" auf, sogar Teile des Praktikums. Die Videos werden über Moodle den Vorlesungsteilnehmern zur Verfügung gestellt und werden vom Grossteil der Studierenden auch heruntergeladen.
Wie wird aufgezeichnet? In ERP-Systeme sitze ich meistens in der ersten Reihe und habe meinen Laptop umgedreht, so dass die Kamera die Vorlesungsfolien vom Beamer und ab und zu den Dozenten zeigt. Studierende kommen dadurch so gut wie gar nicht ins Bild, ausserdem kann man das immer noch rausschneiden. Bei TERP10 nehme ich direkt den Bildschirminhalt auf, da dort die meisten Folien u.ä. gezeigt werden und ich mit dem Wacom Tablet gewisse Anmerkungen zu den Folien mache, die dann auch auf dem Video gezeigt werden. So kann man schrittweise seine Folien aufbauen und die Dinge langsam erklären, anstatt gleich alles auf einer Folie zu präsentieren. Es ergeben sich also auch didaktisch ganz neue Möglichkeiten, liegt aber am Dozenten, in wie weit sowas dann umgesetzt wird.
Zusätzlich wird der Sprecher mit aufgenommen, der dann meist entweder links oder rechts in einem kleineren Bild in der Ecke zu sehen ist. Das hat einen eher psychologischen Effekt: man will jemanden sehen, der zu einem spricht. Wenn der Ton von irgendwoher kommt, da geht der Bezug verloren. Es sollte also der Sprecher zu sehen sein, auch wenn dieser ab und zu mal aus dem Bild verschwindet. Audio ist dabei das allerwichtigste. Die internen Mikros von den Laptops taugen nicht viel und niemand will in irgendeinen Mikrophonknochen reinsprechen, sondern die Hände beim Vortrag frei halten. Ich habe mir deswegen ein Ansteckmikrophon besorgt, dass sich der Dozent vor der Vorlesung irgendwo an den Kragen klemmt. Der Ton ist wesentlich besser, der Dozent kann sich frei bewegen und ich kümmere mich quasi mit Bewegen des Bildschirms darum, dass der Dozent auch im Bild ist, wenn z.B. was an die Tafel geschrieben wird. Ein weiterer Vorteil eines solchen Mikros ist, dass man nur den Dozenten hört und keine Huster o.ä. aus dem Publikum. Man muss natürlich dann bei Fragen die Frage auch wiederholen, so dass die auf dem Video dann mit drauf ist, aber meistens spricht ja sowieso der Dozent. Seminaristische Veranstaltungen mit hoher Publikumsbeteiligung sind da meiner Meinung nach eher ungeeignet, wenn hier auf Aufnahme wert gelegt wrd, dann sollte man mal über die Produktion von Podcasts durch die Studierenden anstatt Ausarbeitungen nachdenken. Es gibt auch entsprechende Paper dazu, z.B. hier:
https://lra.le.ac.uk/handle/2381/4396 Der Videoschnitt ist mittlerweile Routine geworden, hier braucht man meistens nur Kleinigkeiten zu verbessern (Ladezeiten von Programmen, Umstöpseln von Laptops, etc.). Allzuviel hat die Ausrüstung auch nicht gekostet, etwa 200 Euro (Software zur Aufnahme/Videoschnitt, Mikro&Empfangsstation). Man kann also auch mit kleinem Budget schon was auf die Beine stellen. Übrigens sollte man meiner Meinung nach nicht nur einmal eine Vorlesung aufzeichnen und dann immer wieder in den Folgesemestern die Aufzeichnungen anbieten, sondern immer wieder neu. Es ändert sich ja doch ab und zu mal was auch für den Dozenten ist das eine gute Möglichkeit der Reflektion. Nach ein paarmal gehört die Aufzeichnerei zur Routine (zumindest für mich) und ich vergesse teilweise auch, dass die Kamera ständig mitläuft, weil man sich ja in der Hauptsache um die Vermittlung des Stoffs kümmert.